Entgiftungsmethoden der Schulmedizin
Oft wird behauptet, dass es eine Entgiftung in der Schulmedizin nicht gibt, doch wer unseren Leitartikel gelesen hat der weiß, dass es sie doch sehr wohl gibt. In unserem Artikel Vergiftungssymptome haben wir bereits darüber gesprochen, welche Symptome durch Vergiftungen hervorgerufen werden können. In diesem Artikel geht es darum zu klären, mit welchen Mitteln Vergiftungen in der Schulmedizin behandelt werden. Dabei kann es sich z. B. um ein Antidot bei einer Vergiftung durch Benzodiazepine handeln oder um eine Hämoperfusion bei einer Pilzvergiftung.(1)
Nachfolgend finden Sie eine Zusammenstellung der Behandlungsmethoden und welche Vergiftung sie in der Regel behandeln.
Chelat-Therapie
Bei der Chelat-Therapie wird ein Metall oder Schwermetall von einem sogenannten Chelat-Körper bzw. Chelatbildner umklammert. Bekannte Chelate sind Chlorophyll und Hämoglobin. Diese Art von Behandlung wird oft verwendet, wenn die zu behandelnde Person an einer Schwermetallvergiftung oder einem Überschuss an freien Radikalen im Körper leidet.
Oft werden dazu Medikamente mit den Inhaltsstoffen EDTA, DMSA oder DMPS als Infusion verabreicht. Alternativ können die Medikamente auch oral verabreicht werden.(2)
Ein Antidot ist ein Gegenmittel welches bei Vergiftungen von bestimmten Medikamenten eingesetzt wird. Es kann über viele unterschiedliche Fähigkeiten verfügen, z. B. eine Substanz an sich binden oder die Substanz vom Wirkort verdrängen.
Beispiele von zwei Antidoten sind Ethanol welches als Antidot gegen Methanol wirkt, aufgrund der Tatsache, dass es vom Körper bevorzugt verstoffwechselt wird.
Ein anderes Antidot ist Flumazenil und wirkt als Gegenmittel gegen eine Benzodiazepin Überdosis. Hier wirkt es als Antagonist an den Rezeptoren der Benzodiazepin-Bindungsstelle.(3)(4)
Aktivkohle
Liegt eine orale Intoxikation mit bestimmten Substanzen vor, z. B. Tetrodotoxin (das Gift des Kugelfischs) so wird bei wachen Patienten oft Aktivkohle eingesetzt. Sie gilt mittlerweile als wichtiges Dekontaminationsverfahren und eine frühzeitige Verabreichung dieses schnellen, universellen Helfers hat größtenteils die Magenspülung und das induzierte Erbrechen ersetzt. Als Pulver wirkt sie effektiver als im Ganzen und kann, nach Rücksprache mit der Giftzentrale, auch von Laienhelfern verabreicht werden. Im Körper entfaltet Sie ihre Wirkung dadurch, dass Sie die Gifte bindet und diese dadurch nicht mehr frei im Körper wirken können. Aktivkohle ist ein besonders effektives Mittel gegen pflanzliche und tierische Gifte, solange das Verhältnis von Aktivkohle zu Gift 10:1 übersteigt.(5)(6)
Magenspülung / Induziertes Erbrechen
Die Magenspülung und das induzierte Erbrechen sind beides Verfahren, welche benutzt werden, um Gifte bei einer oralen Vergiftung (z. B. einer Überdosis Medikamente aus Suizidabsicht) aus dem Körper zu entfernen, bevor Sie in den Darm gelangen. Bei einem herbeigeführten Erbrechen passiert dies durch die Einnahme von Emetika während bei einer Magenspülung ein Schlauch durch den Mund bis in den Magen geschoben wird. Anschließend werden durch den Schlauch schubweise bis zu 20 l Flüssigkeit in den Magen eingebracht, welche auch durch den Schlauch wieder entfernt werden.
Beide Maßnahmen werden, zugunsten von Maßnahmen, welche besser kontrollierbar sind und weniger Komplikationen verursachen, nicht mehr so oft angewandt wie früher. Zu den besseren Alternativen gehört auch Aktivkohle.(7)
Dialyse
Eine Dialyse wird meistens dann vorgenommen, wenn sich aufgrund eines Nierenversagens Giftstoffe im Körper ansammeln würden. Die Dialyse übernimmt dann sozusagen die Funktion der geschädigten Niere und “wäscht das Blut”. Das Ganze funktioniert, indem das Blut in einem Kreislauf und die Dialyseflüssigkeit in einem anderen Kreislauf eine Verbindungsstelle mit Hilfe einer semipermeablen Membran haben. Diese lässt gewisse Stoffe wie z. B. Abfallprodukte, Wasser und Elektrolyte durch und andere widerrum nicht.
Unter gewissen Umständen wird die Dialyse allerdings auch zur Reinigung des Blutes benutzt, wenn keine Niereninsuffizienz vorliegt. Dies kann bei einer Vergiftung durch Paracetamol oder Lithium der Fall sein, oder natürlich durch ein Gift, welches selbst ein Nierenversagen verursachen würde.(8)
Forcierte Diurese
Bei einer Diurese werden durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr und harntreibende Mittel die Ausscheidung per Urin gesteigert. Es wird dabei versucht, das Volumen des Endharns von täglich normalerweise 1 l auf bis zu 12 l zu erhöhen.
Ausschlaggebend für den Erfolg dieser Methode ist eine gute Wasserlöslichkeit der Stoffe und sie sollten nicht an Blutproteine gebunden sein. Zudem kann man den pH-Wert des Urins beeinflussen um somit die Ausscheidung des Stoffes weiter zu erhöhen. So werden Salicylate bei einem alkalischen pH-Wert besser ausgeschieden, während bei Psychopharmaka ein neutraler pH-Wert des Urins besser wirkt.(9)(10)
Hyperventilation

Durch das beschleunigte Atmen bei einer Hyperventilation, wird die Elimination von Stoffen über die Lunge gesteigert. Analog zur forcierten Diurese kann durch eine forcierte Atmung also die abgeatmete Giftmenge gesteigert werden. Im Grunde kommt eine Hyperventilation zur Entgiftung nur dann in Frage, wenn der Giftstoff normalerweise über die Lungen ausgeschieden wird. Verwendung findet diese Art der Entgiftung nur bei ganz wenigen organischen Lösungsmitteln, nämlich chlorierten Kohlenwasserstoffen wie Tetrachlorkohlenstoff oder Chloroform.(11)
Hämoperfusion
Bei diesem Verfahren wird das Blut des zu Behandelnden über eine Säule geleitet, welche eine adsorbierende Wirkung hat. Stoffe die dafür in Frage kommen können Aktivkohle oder Austauschharze sein. Durch den direkten Kontakt der Giftstoffe mit dem Adsorbens werden die Giftstoffe gebunden und aus dem Blut eliminiert. Eingesetzt wird diese Möglichkeit der Entgiftung nur bei bestimmten Substanzen, unter anderem gegen das Gift des Knollenblätterpilzes, Digoxin und einige Insektizide.(12)(13)
Plasmapherese
Mithilfe der Plasmapherese wird das Blutplasma von den Blutkörperchen getrennt. Dies passiert mittels eines Plasmapheresegeräts durch Zentrifugation. Die Blutkörperchen werden wieder in den Körper zurückgespeist, während das Blutplasma abgeschieden wird. Im Gegenzug wird eine Substitutionslösung zugeführt, welche Elektrolyte, Puffersubstanzen und ca. fünf Prozent Albumin oder Frischplasmakonzentrate enthalten.
Eingesetzt wird die Therapeutische Plasmapherese im Falle einer Vergiftungen dann, wenn das Gift eine hohe Eiweißbindung aufweist.(14)(15)
Fazit
In der Schulmedizin gibt es unglaublich viele Entgiftungsmethoden. Viele davon sind im Gegensatz zur Naturheilkunde allerdings sehr eingreifend und teilweise auch unangenehm, wie z. B. ein forciertes Erbrechen oder eine Magenspülung. Andere hingegen sind extrakorporale Verfahren, bei denen auf eine Maschine zurückgegriffen wird um die Entgiftung des Körpers entweder zu unterstützen oder ganz zu übernehmen, wie im Falle einer Dialyse. Letztendlich finden die meisten dieser Entgiftungsmethoden (mit Ausnahme von Aktivkohle) nur im äußersten Notfall Anwendung, denn oft kann sich der Körper von alleine entgiften und es ist dabei nur wichtig, die Vitalparameter des Betroffenen zu überwachen. Zudem muss schon eine sehr starke Intoxikation aufgetreten sein, damit die zuletzt erwähnten Verfahren verwendet werden.
Falls Sie sich einmal eine Vergiftung zuziehen, so hilft es in allen Fällen die Giftnotrufzentrale zu kontaktieren und sich nach dem weiteren Vorgehen zu erkundigen. Die jeweiligen Telefonnummern für die zuständige Giftnotrufzentrale finden Sie unter: Giftnotruf.
Auch Pestizide, Insektizide und Pilze aus dem Wald können Auslöser für eine starke Vergiftung sein. Achten Sie daher darauf, dass Sie sich diesen Stoffen so fernhalten wie es möglich ist und Sie nur Pilze sammeln und essen, die Sie kennen.
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Quellen
- https://www.aliud.de/media/36894/vergiftung.pdf (27.9.18)
- http://www.hoesle.ch/naturheilverfahren/spezial-therapien?id=35 (27.9.18)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Antidot (27.9.18)
- https://www.giz-nord.de/cms/index.php/informationen-zur-therapie-von-vergiftungen-/284-antidote-umfassende-liste-antidotes-comprehensive-list.html (27.9.18)
- http://www.supplements.de/magazin/tetrodotoxin/#gibt-es-gegenmassnahmen (27.9.18)
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/19718/Aktivkohle-Sofortmassnahme-bei-oralen-Vergiftungen (27.9.18)
- https://flexikon.doccheck.com/de/Induziertes_Erbrechen (27.9.18)
- https://www.miomedi.de/gesundheit/krankheiten/dialyse/durchfuehrung/dialyse-durchfuehrung.html (27.9.18)
- http://chemieplanet.org/wiki/Vergiftungsbehandlung (27.9.18)
- Pharmakologie und Toxikologie: Von den molekularen Grundlagen zur Pharmakotherapie,Michael Freissmuth, Stefan Böhm, Springer-Verlag, 28.03.2012
- Vergiftungen Entgiftung Giftinformation: Eine praxisbezogene Darstellung, S. Okonek, Springer-Verlag, 07.03.2013
- http://www.nephrologische-klinik.de/schwerpunkte/dialyse/haemoperfusion.php (27.9.18)
- https://www.miomedi.de/gesundheit/krankheiten/dialyse/dialyseverfahren/dialyseverfahren-haemoperfusion.html (27.9.18)
- https://www.amboss.com/de/wissen/Plasmapherese (27.9.18)
- http://www.gesundheits-lexikon.com/Therapie/Detoxikationsverfahren/Plasmapherese-Plasmaaustausch-.html (27.9.18)