Wer gesund ist, atmet automatisch – ohne darüber nachzudenken, was die Lunge dabei leistet. Und das ist bei weitem viel mehr als nur Sauerstoff ein- und Kohlendioxid auszuatmen. In Hinblick auf Entgiftung und Entsäuerung spielen die Lungen eine zentrale Rolle im Säure-Basen-Haushalt. Doch es gibt noch mehr und weniger bekannte Entgiftungsfunktionen unsereres Atmungsorgans.
Viele Menschen strapazieren das lebenswichtige Organ auch noch mit Rauchen, Abgasen des Berufsverkehrs oder giftigen Dämpfen im Berufsalltag. Doch bei Lungenerkrankungen, wie z. B. Lungenentzündung oder Lungenkrebs, kann es schnell lebensgefährlich werden.
Um die Lunge zu pflegen oder gar zu heilen, ist es erforderlich, die vielen wichtigen Aufgaben und Funktionen des Atmungsorgans zu verstehen.
Mythologie, Symbolik und Religion
Atmen heißt Leben. In verschiedenen Weltreligionen, Kulturen und Naturvölkern wird unser Atem mit etwas göttlichem verbunden. So wird Atem oft mit Geist gleichgesetzt. Im indischen Hinduismus wird Atem und Geist mit „Atman“ bzw. „Prana“ benannt. Bei den Buddhisten, aber auch weiten Teilen Chinas ist es die Lebensenergie „Qi“ und im Hebräischen spricht man vom Gotteswind/Lebensodem „Ruach“, der im Islam „Ruh“ heißt. (1)
Schon in der Schöpfungsgeschichte der Bibel beginnt das menschliche Leben mit dem Hauch Gottes: “Da hauchte Gott” dem aus Lehm geformten Adam sein “Lebensodem” in die Nase; “so ward der Mensch ein lebendes Wesen.” (1. Mose 2, 7). Und dieser Kreislauf vom Beginn des Lebens schliesst sich mit dem Ende, wenn wir vor dem Tod “unseren letzten Atemzug nehmen” und wir schlussendlich unser Leben aushauchen.
In der Moderne, wollte der Mediziner Duncan MacDougall aus Massachusetts, wissenschaftlich belegen, dass die menschliche Seele über ein messbares Gewicht verfügt. Er veröffentlichte seine Ergebnisse im Jahr 1907, in dem Glauben, dass der letzte Atemzug vor dem Tod als das entweichen der Seele zu verstehen sei. Der Forscher notierte einen Gewichtsverlust von 21 Gramm, nach Ableben seiner sechs Testpersonen. Bis heute wird dieses Experiment nicht nur aufgrund der kleinen Testgruppengröße kritisiert. (2)
Da wir ohne eigenes Zutun atmen, wird diese automatische Handlung oft als göttlich empfunden. Auch Goethe schrieb über den Atem als göttlich.
“Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich presst,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.”
– J.W. Goethe (3)
Für unser Leben gibt es keine Generalprobe. Alles was wir heute entscheiden, beeinflusst unsere Zukunft. Wenn wir heute nicht auf unsere Gesundheit achten, und Rauchen, Alkohol oder andere Drogen konsumieren, zahlen wir später unsere Rechnung dafür.
Dem entgegen zu wirken, heißt im umkehrschluss Gesund zu leben und auch sauber zu atmen. Dafür gehen wir raus in die Natur. Nicht umsonst werden unsere Wälder als grüne Lungen bezeichnet. Dort tanken wir frische Luft und reinigen im Idealfall unseren Geist. Der berühmte Wasserdoktor, Sebastian Kneipp, formulierte schon im Jahr 1889 folgenden gesunden Lifestyle-Tipp:
“Lebe recht vernünftig; schätze es hoch, im Sonnenlicht dein Tagwerk vollbringen zu können; verdirb nicht selbst die gute Luft, welche du einatmen kannst, und sei nicht frevelhaft gegen deinen Körper, indem du mehr von ihm verlangst, als er zu leisten vermag, oder mit anderen Worten: Handle nicht unvernünftig gegen dich selbst!” (4)
– Sebastian Kneipp
In der ägyptischen Mythologie werden Amset, Hapi, Duamutef und Kebechsenuef als die vier Söhne des Gottes Horus erwähnt. Alle vier waren von ihrem Vater einer Himmelsrichtung als Sternengott zugeteilt und dienten außerdem als Schutzgötter verschiedener mumifizierter Organe der Toten, mit der Aufgabe, die Verstorbenen vor Hunger zu bewahren und auf deren Jenseitsreise zu führen.
Hapi, war der Schutzgott der Lunge, Helfer der Toten beim Aufstieg in den Himmel, sowie Sternengott des Nordens. (5)

Die jeweiligen Organe wurden ritualisiert in Miniatursärgen separat in der Grabhöhle beigesetzt. (6) Diese Särge trugen oft die Köpfe des verantwortlichen Schutzgottes zur Zierde und befanden sich in manchen Fällen, in der je zugeteilten Himmelsrichtung der Gräber aufbewahrt.
“Das schnürt mir die Kehle zu”! Durch unser Atemverhalten geben wir in verschiedenen Situation sehr deutlich Emotionen preis. Wir “schnauben vor Zorn”, oder man sagt uns “Jetzt halt mal die Luft an, Freundchen”, wenn wir unseren kühlen Kopf verlieren sollten. Manchmal “bleibt die Luft weg” bis hin zu Angst und sogar Panik, wobei unsere Atmung kurz, schnell und intensiv wird.
Die gemäßigte Sauerstoffzufuhr in den eigenen Körper hingegen gibt Kraft, Ruhe, Energie und verspricht sogar Heilung.
“Atme mal tief durch”, “Ich brauche erstmal etwas frische Luft”, oder in Anweisung sich zu beruhigen bei einer angeleiteten Meditation: “wir atmen ein … und wir atmen aus”.
Im Yoga wird das Konzentrieren auf den eigenen Atem, ohne Einfluss zu nehmen, als Achtsamkeit gelehrt.
Im Volksmund
“Das schnürt mir die Kehle zu”! Durch unser Atemverhalten geben wir in verschiedenen Situation sehr deutlich Emotionen preis. Wir “schnauben vor Zorn”, oder man sagt uns “Jetzt halt mal die Luft an, Freundchen”, wenn wir unseren kühlen Kopf verlieren sollten. Manchmal “bleibt die Luft weg” bis hin zu Angst und sogar Panik, wobei unsere Atmung kurz, schnell und intensiv wird.
Die gemäßigte Sauerstoffzufuhr in den eigenen Körper hingegen gibt Kraft, Ruhe, Energie und verspricht sogar Heilung.
“Atme mal tief durch”, “Ich brauche erstmal etwas frische Luft”, oder in Anweisung sich zu beruhigen bei einer angeleiteten Meditation: “wir atmen ein … und wir atmen aus”.
Im Yoga wird das Konzentrieren auf den eigenen Atem, ohne Einfluss zu nehmen, als Achtsamkeit gelehrt.
Volksglauben und frühe Volksmedizin
Im 16. und 17. Jahrhundert ging es bei Lungenkrankheiten vornehmlich um die Linderung der Symptome, nicht Heilung der Lunge. Vielleicht hatte das mit dem Mangel an wissenschaftlichen Hintergründen und Unwissen der genauen Anatomie zu tun.
Sowohl im christlichen Glauben als auch in der Kinderschuh-Phase der heutigen Humanmedizin war man sich allerdings einig, die Lunge war nicht der Seelensitz. Die Seele wurde vielmehr unserem Atem zugeschrieben. Die Lunge galt als empfindungsloser Blasebalg, als Hülle des Lebenshauches.
In den alten Texten wird häufig von den Lungen zusammen mit der Leber gesprochen. Manch Einer vermutet vielleicht nur für die Alliteration Lunge-Leber, andere glauben die Leber sei in diesen Fällen der Seelensitz. Da die Lunge keine übernatürliche Verbindung zur Seele zu haben scheint, blieb ihre Verwendung im Zauber äußerst gering.
Esel-Lungen Rauch sollte alle anderen Tiere (evtl. Ungeziefer) vergiften. Fuchs- und Geierlungen fütterte man den Hühnern, sodass diese von jenen nicht angegriffen wurden. Und Leber, Herz und Lunge in Pulverform ausgestreut am Stall sollte als Krankheitsschutz für das Vieh dienen.
Ein Heilzauber besagte, dass eine gesunde Fuchslunge Krankheiten der menschlichen Lunge heilen kann. Später heißt es auch, dass Schweine- und Wolfslungen bei Schwindsucht helfen können. Noch etwas später sagte man vermehrt den Hasen-, Kalbs- und Gemslebern eine heilende Wirkungen nach.
In diesen Jahren war die Volksanatomie noch sehr ungenau. So verlief die Mundöffnung lief freizügig mal ans Herz, mal zum Magen, zur Leber oder zu den Lungen. Allerdings hat man schon im 13. Jahrhundert das Blutspeien mit der Lunge verbunden. Lebende Fische auf dem Brustkorb, Kellerasseln am Körper, sollten gegen Schwindsucht helfen. Viel Aberglaube und viele Experimente konzentrierten sich alle auf die Symptome, bis schließlich das Lungenkraut Verwendung fand. Dieses sollte die Lungen heilen und nicht lediglich die Symptome behandeln. (7)
Ethymologie
Aus dem Altdeutschen lunguna bis hin zu dessen indogermanischen Wurzel *lengu̯h „leicht (in Bewegung und Gewicht)“, kann für die Lunge als “die Leichte” in ihrer ursprünglichen Bedeutung ausgegangen werden. Dies wird in der Sprachwissenschaft auf das Phänomen zurückgeführt, dass bei einer Schlachtung die Lunge das einziges Organ ist, welches im Wasser oben schwimmt. In der Medizin wird die Lunge pulmo genannt. Dieser lateinische begriff lässt sich auf das Griechische Wort für Lunge, πλεύμων (pleumon), zurückführen. Dessen Standardschreibweise πνεύμων (pneumon) liefert die Grundlage zur „Pneumonie (= Lungenentzündung)“, (8) wobei „Pneuma“ im antiken Griechenland für Atem und Geist stand. (1)
Allgemeiner Aufbau und Anatomie
Die Lunge (lateinisch Pulmo), unser zentrales Atemorgan, ist ein paarig angelegtes Organ, bestehend aus dem rechten und dem linken Lungenflügel. Insgesamt fasst eine gesunde ausgewachsene Lunge zwischen fünf und sechs Litern Luft, wiegt kombiniert ca. 1 bis 1,3 kg und besteht aus 300 Millionen Lungenbläschen. Ein Erwachsener atmet in der Minute durchschnittlich 12-15 mal ein und aus; ein Säugling sogar 35-40 mal in der Minute. (9)
Gemeinsam mit dem Darm und der Haut, bilden sie das dritte Organ des Körpers mit direktem Kontakt zur Außenwelt. Die Lungen sind Teil des Atemsystems; eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es, eine Beziehung für den Gasaustausch (Sauerstoff ⇄ Kohlenstoffdioxid) zwischen Luft und Blut herzustellen. Dies geschieht über die Atmung.
Der rechte, etwas größere Lungenflügel, ist in drei Lungenlappen (Lobi) unterteilt und die linke, entsprechend kleinere Lunge in zwei. Die trennenden Einschnitte (Fissuren) können individuell stärker oder schwächer ausgeprägt sein. Links entfällt der mittlere Lungenlappen (Lobus Medius) um Raum für das Herz zu bieten. So trennt das Herz lagebedingt die Lungenflügel in der Körpermitte, oder dem Mediastinum.
Für den Gasaustausch muss die Lunge Blut und Luft so nah wie möglich aneinander bringen. Hier kommen die Lungenbläschen (Alveolen) ins Spiel. Diese kugelförmigen, prominenten Strukturen am Ende des Respirationstraktes bringen Sauerstoff aus der Luft durch die angrenzende Blut-Luft-Schranke ins Blut und nehmen Kohlenstoffdioxid aus dem Blut auf, für den Abtransport aus dem Körper über die Atemwege. Der Gasaustausch geschieht über das Diffundieren aus und in die Lungenbläschen über deren dünne Zellschicht und den Kapillaren, welche die Lungenbläschen umhüllen. (10)
Topographie – Wo ist die Lunge eigentlich?
Die Lungen der Säugetiere – und damit auch uns Menschen – liegen im Brustraum (Thorax). Die beiden Lungenflügel befinden sich jeweils rechts bzw. links vom Mittelfellraum (Mediastinum). Dieser Geweberaum liegt zwischen der Wirbelsäule und dem Brustbein (Sternum) und vertikal zwischen Hals und Zwerchfell (eine Muskel-Sehnen-Platte), unser wichtigster Atmenmuskel. Die Lungen füllen den noch übrigen Raum links und rechts vom Mediastinum aus.
Was grenzt an die Lunge? Organe und andere Körperstrukturen. Im unteren Thorax liegen die Lungen auf dem Zwerchfell auf. Nach vorne und hinten grenzen die Lungen an die Thoraxwand, sprich den Brustkorb, also den Rippen, dem Brustbein und der Wirbelsäule. Zur hinteren Mitte, im Bereich des Mediastinum, grenzen beide Lungenflügel ans Herz. Der übrige Raum des Mediastinum wird von der Speiseröhre, der Luftröhre, einigen Lymphen und Lymphknoten sowie Nervensträngen, wie dem zehnten Hirnnerv und dem Zwerchfellnerv ausgefüllt. (11)
Die Lungen sind auf Seiten der Brusthöhle mit dem Brustfell (Pleura) überzogen. Die Pleura wird zur Lunge hin in das Lungenfell (Lungenpleura) und zu den Rippen hin in das Rippenfell (Thoraxpleura) unterteilt. Zwischen Lungen- und Thoraxpleura befindet sich der Pleuraspalt. Ein dünner Spalt, der mit flüssigkeit ausgefüllt ist und in welchem ein Unterdruck herrscht. Der Pleuraspalt ist enorm wichtig für den physikalischen Vorgang unserer Atmung. (12)
Weitere Aufgaben der Lunge
Die Lunge ist ein multifunktionales Organ. Neben der Reinigung unserer Atemluft erfüllt die Lunge auch noch den Austausch von für uns lebenswichtigen Stoffen in unserem Körper, und übernimmt in diesem Rahmen folgende ergänzende Funktionen:
- Metabolische Aufgaben wie Angiotensin I in Angiotensin II umwandeln
Angiotensine sind eine Gruppe fettlöslicher Peptidhormone welche in der Leber gebildet werden.
Angiotensin I wird durch Angiotensin-konvertierendes Enzym (engl. Angiotensin Converting Enzyme, kurz ACE) aus der Lunge in Angiotensin II umgewandelt. Hierfür spaltet das ACE zwei Molekülreste aus dem Angiotensin I ab. Das entstandene Angiotensin II hat gefäßverengende Eigenschaften, was den Blutdruck erhöhen kann. (13)
- Serotonin aus dem Blut entfernen
Der Botenstoff Serotonin ist ein Gewebshormon, welches eine vielseitige Wirkung auf unsere Psyche hat. Ein Mangel wird oft mit einer Depression in Verbindung gebracht. (14) Warum muss die Lunge also Serotonin aus der Blutbahn entfernen? Ein Überschuss, auch Serotoninsyndrom genannt, kann folgende Symptome hervor bringen:
- Unruhe
- Angstzustände
- Erregungszustände
- Erhöhte Muskelspannung
- Muskelzuckungen
- Zittern
Wobei anzumerken ist, dass das Serotoninsyndrom eher durch medikamentöse wirkungen von außen ausgelöst wird, als durch ein intern erzeugtes Ungleichgewicht im menschlichen Körper. (15)
- Puffer für das Blutvolumen
Als Teil des Niederdrucksystems im Blutkreislauf dient der Lungenkreislauf als Auffangbehälter für unser Blut.
- Kleinere Blutgerinnsel werden abgefangen, um Embolien etc. zu verhindern
Die Lunge kann kleinere Gerinnsel filtern und abfangen, noch bevor sie zum Herzen oder das Gehirn gelangen und Schaden durch eine Embolie anrichten. (16)
- Regulation des Säure-Basenhaushaltes
Das Blut im gesunden Menschlichen Körper hat einen konstanten pH-Wert zwischen 7,36 und 7,44. Die Lunge hält diesen Wert über die Atmung stabil. Wenn mehr CO2 ausgeatmet wird, steigt der pH Wert und das Blut wird basischer. Atmen wir weniger, sammelt sich mehr Kohlensäure im Blut an, der pH-Wert reduziert sich, das Blut wird also saurer.
Im Blut wandelt sich CO2 in saures Hydrogenkarbonat (HCO3-) und verändert den pH-Wert des Blutes. Ist der CO2-Wert im Blut zu hoch, senden Chemorezeptoren ein Signal an das Gehirn um die Atmung zu erhöhen und somit mehr CO2 aus dem Körper zu schaffen und den pH-Wert zu stabilisieren. (17)(18)(19)
- Abwehr von Fremdstoffen
Die Atemluft, die über unsere Nase oder den Mund inhaliert wird, gelangt durch die Luftröhre in beide Lungenflügel. Unsere Atemorgane haben die faszinierende Fähigkeit Staubpartikel und Schadstoffe aus der Atemluft herauszufiltern und zu entfernen. Würden diese in die Lunge gelangen, würde diese mit der Zeit verstopfen. (19)
Viele ausgeklügelte Abwehrmechanismen verhindern das Eindringen dieser Fremdstoffe in die Lungen. Angefangen mit den feinen Haaren an der Naseninnenwand. Diese filtern die Grobstoffe, die größer als 20 Mikrometer sind, aus der Atemluft heraus. Die Feutigkeit der Nasenschleimhäute hilft dabei diese Stoffe an die Nasenhärchen zu binden. In der Nasenhöhle wird die Luftströmung verlangsamt. An den Schleimhäuten, welche als erste Klimatisierungstufe der Luft dienen, passt sich die Atemluft der Körpertemperatur an. Die Luftröhre ist von der Nase bis in die Bronchien mit Schleimhaut ausgekleidet. Dieses Organ ermöglicht eine weitgehende Selbstreinigung der Atemwege. Hier in den oberen Bronchien wird der Grobstaub größer als zehn Mikrometer herausgefiltert. Nach der Luftröhre gelangen wir mit dem Atemstrom zur ersten Verzweigung. Aus dem rechten und linken Hauptbronchus gehen die Ober- Mittel- und die Unterlappenbronchien hervor. Auch hier, auf dem Weg zum rechten Lungenflügel, wird die Luft von den Schleimhäuten gereinigt. Die von den Schleimhäuten produzierte Substanz darf weder zu zäh, noch zu flüssig sein. Dieser Schleim legt sich wie ein Film über die Haut und die Flimmerhaare der Atemwege. Der Schleim filtert und absorbiert Feinstaub. Der Schleim wird mit den darin gelösten Feinpartikeln kontinuierlich in Richtung Kehlkopf befördert. Sogar schädliche Gase aus der Umwelt, wie z.B. Ozon, werden im Schleim gelöst und so teilweise auch neutralisiert. Die Filterung der Fremdstoffe wird in den kleinen Bronchien noch verfeinert. Partikel zwischen fünf und zehn Mikrometern werden hier herausgefiltert. Auf der Bronchialschleimhaut und den Alveolen, befinden sich zusätzlich Antikörper sowie Abwehrzellen, welche kleinste Schwebstoffe, Bakterien und Viren vernichten. Und der Bronchialschleim bewirkt auch hier, dass mit der Luft eingeatmete Schmutzpartikel, Bakterien und Schadstoffe aufgefangen werden. Die regelmäßig und koordiniert schlagenden Flimmerhärchen bewegen so den Schleimteppich, der Fremdkörper und diverse Krankheitserreger aufgenommen hat, in Richtung Kehlkopf, wo er entweder hochgehustet und/oder hinuntergeschluckt wird. (20)
Entgiftungsfunktionen der Lunge
Zusammenfassend lassen sich die Entgiftungsfunktionen der Lunge in mechanische und chemische Entgiftungsfunktionen unterteilen:
Mechanische Entgiftungsfunktionen
Abwehr von Fremdstoffen von außen durch Reinigung unserer Atemluft vorwiegend über die Schleimhäute unseres Atemsystems.
Kleinere Blutgerinnsel werden abgefangen und gefiltert, bevor sie in unser Gehirn oder Herz vordringen können.
Chemische Entgiftungsfunktionen
Die Regulierung des Säure-Basenhaushaltes geschieht durch das Abatmen von CO2 aus dem Blut über die Lungen. Je mehr CO2 im Blut, desto höher der Säuregehalt bzw. desto niedriger der Blut-pH-Wert.
Eine weitere Stoffwechselfunktion der Lunge ist die Regulierung des Serotonin-Spiegels im Blutserum.
Entstehung der Lunge – Die Keimblätter
Die Lungen entstehen, wie alle Organe, in der Embrionalentwicklung. Sie gehen aus dem inneren Keimblatt hervor, genau genommen aus dem Vorderdarm als drüsenähnliche Ausstülpungen. Keimblätter sind bei Menschen und den meisten Tieren drei embryonale Zellschichten, aus denen bestimmte Organe und andere Körperteile entstehen.
Bei Menschen entwickeln sich die Keimblätter nacheinander, wobei sie bei anderen Lebewesen gleichzeitig entstehen. Die meisten Tiere bilden in ihrer Entwicklung ebenfalls drei Kleimblätter:
- Das äußere Keimblatt (Ektoderm), aus dem Haut, das Nervengewebe und die Sinnesorgane, wie Ohren und Augen, entstehen.
- Das mittlere Keimblatt (Mesoderm), welches für Muskulatur, Bindegewebe und die Entstehung des Gefäßsystems zuständig ist.
- Und das inneres Keimblatt (Entoderm), welches die Anlagen für Darm und Lunge bzw. Schwimmblase enthält. (21)(22)
Atemmechanik und Atmungsantrieb
Unsere Atmung ist keine Leistung der Lunge, da sie keine eigene Muskulatur besitzt. Die Muskeln, welche hier im Einsatz sind, sind das Zwerchfell und die Zwischenrippenmuskulatur. Der Pleuraspalt, kann mit seinem Unterdruck die Ausdehnung der Lunge aufrechterhalten, denn tendenziell möchte die ausgedehnte Lunge sich zusammenziehen.
Die Atemmechanik – wie atmen wir überhaupt?
Normalerweise atmen wir mit der Bauchatmung, auch Zwerchfellatmung genannt. Das Zwerchfell zieht sich zusammen und somit wird aktiv eingeatmet. Anders formuliert; Der Bauch wölbt sich nach vorn. Ausgeatmet wird passiv, das heißt wir entspannen einfach unsere Muskeln und so gelangt die Luft nach außen.
Bei hoher Anstrengung oder einer fortgeschrittenen Schwangerschaft atmen wir mit der Brustatmung. Der Brustkorb wird durch die Zwischenrippenmuskeln nach oben gezogen bis diese sich wieder entspannen. Der Brustkorb wird kleiner und es wird ausgeatmet.
Aber wer gibt eigentlich den Befehl zum Atmen? Hier gibt es vier wichtige Elemente?
- Zentraler Antrieb
Er befindet sich in der zum Hirnstamm und zentralen Nervensystems gehörenden Medulla oblongata (verlängertes Rückenmark oder Markhirn), dem untersten Teil unseres Gehirns, mit Sitz unmittelbar oberhalb der Wirbelsäule. Hier liegt unser Atemzentrum mit den zentralen Rhythmus-Gebern, die in bestimmten Abständen Signale an unsere Nervenzellen übermitteln, die dann an unsere Atemmuskulatur gesendet werden: inspiratorische Neuronen für das Einatmen sowie expiratorische Neuronen, für ein aktives Ausatmen. Die exspiratorischen Neuronen bleiben inaktiv, solange passiv/automatisch ausgeatmet wird. Unseren Atemantrieb können wir willentlich und unwillentlich steuern, also entscheiden ob wir atmen wollen oder nicht. Im Normalzustand atmen wir automatisch und unwillentlich.
Für unseren primären bzw. zentralen Atemantrieb mit Sitz im Gehirn, haben wir zusätzlich noch reflektorische und chemische Kontrollen:
- Reflektorische Kontrolle
Sie ist im Prinzip ein Sensor zur Vermeidung, zu viel Luft auf einmal einzuatmen. Dies hätte die fatale Folge, dass unsere Alveolen zerstört werden würden. Hierfür gibt es Dehnungsrezeptoren. Sie messen wie weit die Lunge sich ausgedehnt hat. Wenn die Lunge nun bis zu ihrem Maximum ausgedehnt ist, kommt es zum sogenannten Hering-Breuer-Reflex. Hier wird ein Signal an das Atemzentrum im Gehirn gesendet, welches kommuniziert, dass die Lunge bereits ausreichend ausgedehnt ist.
- Chemische Kontrolle
Chemische Sensoren messen Kohlenstoff, Sauerstoff und die für den pH-Wert verantwortliche Protonen-Konzentration im Blut und somit den Säure-Basen-Haushalt. Es gibt zentrale chemische Sensoren, die genau im Atemzentrum im Gehirn angesiedelt sind, sowie periphere Sensoren in den Gegenden um den Kehlkopf und die Halsschlagader. Die Chemosensoren messen in ihren Positionen sowohl CO2-Gehalt als auch den pH-Wert. Je höher der CO2 Gehalt oder je niedriger (im sauren Bereich) der pH-Wert, desto stärker das Atem-Signal der chemischen Sensoren an das Atemzentrum.
- Sonstige Antriebe
Diese können Fieber, Anstrengungen, Schmerzen, Schwangerschaft, Adrenalin und andere Antriebe sein. (23)(24)(25)
Pathologie – Erkrankungen der Lunge
Nach dem Tod als Folge von Koronaren Herzerkrankungen, sind Lungenkrankheiten weltweit die zweithäufigste Todesursache bei Menschen. Tendenz steigend. Menschen mit Lungenerkrankungen leben oft stark eingeschränkt. (26) Im Folgenden sind die häufigsten Lungenkrankheiten und mögliche Abhilfen aufgeführt:
Asthma
Das griechische Wort Asthma, bedeutet Beklemmung. Betroffen sind unsere Bronchien. Die Bronchien eines Asthmatikers sind viel empfindlicher gegenüber verschiedenen Reizen und Einflüssen. Bei Kälte ziehen sie sich zusammen. Auslösende Faktoren können Allergien, intensiver Ausdauersport und auch Stress sein.
Symptome wie chronischer Husten oder akute Atemnot treten meistens am frühen Morgen oder Nachts in der Tiefschlafphase auf.
Die Beste präventive Abhilfen ist sicherlich nicht zu rauchen. Zudem ist Normalgewicht halten, und regelmäßig und moderat Sport treiben sehr hilfreich für Betroffene.
Obstruktive Lungenerkrankungen – Chronische Bronchitis und Lungenemphysem
COPD (chronic obstructive pulmonary disease) sind beschädigte Bronchien durch Einengungen der Atemwege. Es können Bakterien und Viren eindringen. Auswurf, Husten, Atemnot. Kurz AHA sind eindeutige COPD Symptome. 80 Prozent der Betroffenen sind Raucher. Abhilfe kann das Inhalieren von steriler Kochsalzlösung sein.
Lungenentzündung
Wenn Viren oder Bakterien eingeatmet werden, können diese eine Lungenentzündung verursachen. Neben anfänglich trockenem Husten, der später schleimig und eitrig werden kann, sind Kopfschmerzen, Fieber, und eine erhöhte Atemfrequenz alles Symptome von einer möglichen Lungenentzündung. Bei einer bakteriellen Entzündung werden in der Schulmedizin Antibiotika eingesetzt.
Lungenkrebs
Bösartige neugebildete Zellen wuchern beim Lungenkrebs im Lungengewebe. Die Mortalitätsrate ist sehr hoch. Meist ist ab der Diagnose schon zu viel gesundes Gewebe zerstört. Oft bieten Chemo- und Strahlentherapie keine Heilung, sondern nur eine geringe Lebensverlängerung.
Pulmonale Hypertonie – Lungenhochdruck
Dieser Hypertonie gehen Gefäßverengungen im Mediastinum zwischen Herz und Lunge voraus. Die Konsequenz ist ein erhöhter Blutdruck. Symptome sind Atemnot, selbst bei geringer Belastung. Das Problem ist, dass Lungenhochdruck sehr selten ist und oft nicht erkannt wird. (27)(28)
Wissenswerte Fakten über unsere Lungen
- Die Lungenkapillaren würden aneinandergereiht eine Strecke von 1.600 Kilometer bilden.
- Die Hauptfeinde unserer Atemwege im Alltag sind Viren und Bakterien. In der Erkältungszeit finden innerhalb einer Stunde bis zu 100.000 Viren und 10.000 Bakterien ihren Weg in unser Atemsystem.
- Durch aktives Training der Atemmuskulatur, können wir unsere Leistungen im Sport wesentlich verbessern.
- Ein Nieser kann Luft bis zu 165 km/h pro Stunde aus der Nase schleudern und Keime bis zu fünf Meter in die Umgebung jagen. (29)
- Weltrekord im Luftanhalten
Der aktuelle Weltrekord im Luftanhalten wurde am 28 Februar 2016 von dem Spanier Aleix Segura Vendrell in Barcelona, Spanien erreicht. Er hat die Luft unter Wasser für 24 Minuten und 3,45 Sekunden angehalten. (30)
Werbung
Quellen
- https://www.deutschlandfunkkultur.de/bedeutung-des-atmens-in-der-religion-gotteswind-heiliger.1278.de.html?dram:article_id=340871 (03.09.2018)
- https://en.wikipedia.org/wiki/21_grams_experiment (03.09.2018)
- https://symbolonline.de/index.php?title=Atem (30.08.2018)
- http://www.sasserlone.de/tag/378/atem/ (30.08.2018)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Hapi_(Horussohn) (31.08.2018)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Horuss%C3%B6hne (31.08.2018)
- Hanns Bächtold-Stäubli: Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens, Walter de Gtuyuter GmbH & Co. KB, Berlin, Weltbild, 2000, Band 5, S. 1455 ff
- https://de.wikipedia.org/wiki/Lunge (30.08.2018)
- http://flexikon.doccheck.com/de/Atemfrequenz (03.09.2018)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Lunge#Gasaustausch (30.08.2018)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Mediastinum (03.09.2018)
- https://de.wikipedia.org/wiki/Lunge (03.09.2018)
- https://en.wikipedia.org/wiki/Angiotensin (03.09.2018)
- https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/s/lexikon-serotonin (03.09.2018)
- https://www.gesundheit.de/krankheiten/psyche-und-sucht/depressionen/serotonin (03.09.2018)
- https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/atemwege/atemwegserkrankungen (03.09.2018)
- http://www.gesundheits-lexikon.com/Lunge/Saeure-Basen-Stoerungen/ (03.09.2018)
- Taschenatlas der Physiologie, Stefan Silbernagel und Agamemnon Despopoulos,Thieme, Stuttgart; Auflage: 4., korrigierte auflage (1991), S. 78
- https://www.thieme.de/statics/dokumente/thieme/final/de/dokumente/zw_retten/Basiswissen_Lunge_Lesprobe_online.pdf (01.2012)
- https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/lungen-und-atemwegserkrankungen/biologie-von-lunge-und-atemwegen/abwehrmechanismen-des-atmungssystems (04.09.2018)
- https://www.wissen.de/lexikon/keimblatt-zoologie (31.08.2018)
- https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/keimblaetter/35725 (31.08.2018)
- Atmung Teil 2 | Atmungsantrieb | Medizin Grundlagen (hochgeladen am 04.03.2016)
https://www.youtube.com/watch?v=CorOqCOkTu8&t=306s (04.09.2018) - https://eref.thieme.de/ebooks/1207571#/ebook_1207571_SL51445419 (31.08.2018)
- https://viamedici.thieme.de/lernmodule/anatomie/lunge+pulmo#n7ff3abc92263108 (31.08.2018)
- https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/index.html (04.09.2018)
- https://www.menshealth.de/artikel/die-5-haeufigsten-lungenkrankheiten.172600.html (05.09.2018)
- https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/asthma-bronchiale/was-ist-asthma/ (05.09.2018)
- https://mehr-luft.at/aktuell/wunderwerk-lunge-fakten-zum-atmungsorgan/ (30.08.2018)
- http://www.guinnessworldrecords.com/world-records/longest-time-breath-held-voluntarily-(male) (30.08.2018)